10.10.2006

Air France

Klischees auszuleben hat mich nie gestört. In Frankreich lese ich gnadenlos Houllebecq. Insofern ist eigentlich mit einem Hinweis auf "Plattform", S. 33 unten alles gesagt. Aber auch alles zweimal zu sagen, stört mich nicht.
Flugreisen in Allgemeinen sind eine entwürdigende und entmündigende Angelegenheit. Mit dem Verlassen der eigenen Wohnstatt beginnt eine Phase, in der man als als Verdächtiger, Störenfried oder einfach Masse behandelt wird, während derer jedoch der Aktionsradius selbstbestimmten Handelns auf Null zusammenschrumpft. Mürbe von der ständigen Legitimation durch Ausweis und Boarding Card, steht der Reisende in Strümpfen vor einem halbgebildeten Kretin, um die Herkunft des Tascheninhaltes zu rechtfertigen bzw. gegebenenfalls in eine Plastiktüte zu entsorgen. Bleiben einem Frankreichreisenden zumindst die bellenden Fragen der amerikanischen Immigrationsoffiziere und ihrer deutschen Schergen erspart, hat man sich hier mit landestypischer Arroganz abzufinden, deren Chuzpe angesichts miserabler Organisation beeindruckt.
A votre santé.

1 Kommentar:

myamyvicy hat gesagt…

ich erinnere mich eines sommermorgens, an dem ich nach sieben ambivalenten monaten in afrika nach europa zurückkehrte. und wegen des gestrichenen anschlussfluges - französisch-nonchalant war die ankündigung vergessen worden, ich hatte gerade einen neuen charles-de-gaulle-rekord im flughafendurchqueren aufgestellt - heulend in paris einen ort suchte, an dem alles besser werden würde. einen aschenbecher zum beispiel. und dann dachte ich: eines tages wirst du einen blog lesen und denken: mensch, da wünscht sich auch einer, noch dran glauben zu können, dass es eine welt geben könnte, in der niemand mehr arrogant sein muss.

bis dahin gilt, was lars vegas sagte: be active, be stylish and always be nice!