16.08.2006

Fahrrad Nazis

Ich fahre auf dem Fahrradweg. Er ist breit, ohne Probleme passen zwei entgegenkommende Räder aneinander vorbei. Ein Mann schreit mich mit verzerrten Gesicht an: Falsche Richtung, Du Vollidiot. Ein Fußgänger motzt lauthals über mich. Ein Fahrrad-Nazi mit Helm steuert drohend auf mich zu.
Woher diese Emotion? Warum dieses Tabu?
Fahren entgegen der Fahrtrichtung scheint in Deutschland einer der Regelverletzungen zu sein, die besonders hart sanktioniert werden.
Ganz im Gegensatz zu anderen Regeln, deren Verletzung als nachsehbar ignoriert wird!
Ungesühnt darf man trinken, knutschen, Haut zeigen und schwitzen, vordrängeln, rasen, schummeln, kiffen, nackt baden und loveparadieren. Wie angenehm!

Aber : Fahre niemals auf dem Fahhradweg entgegen der Fahrtrichtung!

Warum gerade diese Regel?

Müssen im Straßenverkehr erniedrigte und entrechtete Radfahrer ihren Frust entladen?
Oder ist es der verunsicherte Kleinbürger, an der Nase herumgeführt von der alles ironisierenden Gesellschaft, der aber nun mal wirklich aber hallo Sie da! eine offensichtliche Regelverletzung sanktionieren darf?
Kann er so seine Weltkonstruktion bestätigen und vor den Zumutungen der autoritätsskeptischen Postmoderne retten?

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